viernes, 16 de noviembre de 2007

¿QUÉ PASA EN CARACAS, VENEZUELA?

En la foto, una mujer ondea la bandera venezolana. Fuente fotográfica: www.noticias24.com

Informe de Dario Azzellini desde Caracas, Venezuela:

Dario Azzellini es un joven politólogo, sociólogo y cineasta alemán de 35 años. Realizó trabajos de investigación en América Latina. Junto con Boris Kanzleiter, publicó en 2005 el libro “La privatización de las guerras” que cobró repercusión internacional y ha merecido varias ediciones en diferentes idiomas y versiones adaptadas a determinados países. Trabajó especialmente en Venezuela, México y Colombia
A la derecha, portada del libro "Le businnes de la guerre", "La privatización de las guerras", Das Unternehmen Krieg, de Dario Azzellini und Boris Kanzleiter (Hg.) Paramilitärs, Warlords und Privatarmeen als Akteure der neuen Kriegsordnung. La obra de Dario Azzellini www.azzellini.net/ y Boris Kanzleiter ha sido traducida a los más importantes idiomas. Entre las obras escritas por el analista Dario Azzellini se pueden mencionar: Futbolistas - Fußball und Lateinamerika: Hoffnungen und Helden, Politik und Kommerz. Escrita conjuntamente con Stefan Thimmel (Hg.) y Venezuela
Bolivariana. Revolution des 21. Jahrhundertes?(
Dario Azzellini. Neuer ISP Verlag) "Ausschnitt zu Bildungsmissionen"


DARIO AZZELLINI DESDE CARACAS

Liebe Freundinnen und Freunde:

Ich bin in Caracas ziemlich beschäftigt, habe viele Veranstaltungen und Vorträge, schule AktivistInnen aus den Kommunalen Räten (Consejos Comunales) in qualitativer Evaluation auf der Grundlage von Interviews nach dem Muster der italienischen "conricerca", der "Arbeitermituntersuchung" oder "militanten Untersuchung". Die Idee ist, dass sie in Zukunft ein eigenes Evaluierungssystem aufbauen, das von keiner Institution abhängig ist.

Die Situation in Caracas und Venezuela ist ein wenig angespannt. Allerdings bei weitem nicht so sehr wie die Medien es uns glauben lassen wollen. Die Strategie der Opposition ist die eigenen, ziemlich abgewirtschafteten Parteienvertreter nicht in den Vordergrund zu stellen und die Studierenden vorzuschicken. So sind es nun "Studierende", die gegen die Verfassungsreform protestieren.
Bewaffnete Gewalt ist bei diesen oppositionellen Studierenden, von denen viele Mitglieder unterschiedlicher rechter und rechtsextremer Parteien bzw. deren Studi- oder Jugendorganisationen sind, üblich, nicht nur gegen die erstaunlich zurückhaltende Polizei (die auf Demonstrationen ohnehin keine Waffen benutzen darf) oder die Linke, sondern auch
untereinander. Am 2.11. schoss eine studentische Oppositionsgruppe in der Zulia-Universität in Maracaibo auf eine andere Oppositionsgruppe und verursachte eine Tote und elf Verletzte. In internationalen Medien wurde der Vorfall als Konflikt zwischen Chavistas und Opposition dargestellt.
Dennoch sind diese rechten Studenten relativ wenige, doch sie bekommen ein enormes Medienecho - im In- und Ausland. In Venezuela gibt es mehr als eine Million Studierende, allein in Caracas an die 500.000. An den landesweiten Demonstrationen nehmen dennoch nur etwa 10.000 teil.
Am 7. November griffen oppositionelle Studenten nach einer Demonstration in Caracas zunächst in der UCV einige Aktivisten an, die Plakate zugunsten der Verfassungsreform aufhängten und anschließend die traditionell linke Fakultät für Sozialarbeit der Zentraluniversität UCV,
in der eine Versammlung von linken Studierenden und Beschäftigten der UCV stattfand, mit Steinen und Schusswaffen an, riefen „wir werden euch lynchen“ und legten Feuer, um das Gebäude niederzubrennen (ein Artikel auf Englisch findet sich hier: http://www.venezuelanalysis.com/news/2814
und das video hier: http://www.radiomundial.com.ve/yvke/noticia.phpt=990&sid=dd52e2de36f48f32b78e7b1db1b24ee6)
Die in der Presse gezeigten Fotos von bewaffneten Chavistas wurden aufgenommen, als sie den Schutz für die 125 eingesperrten Personen organisierten, um sie aus dem Gebäude herauszuleiten. Der einzige Verletzte durch Schußwaffen ist ein chavistischer Student, der einen Bauchschuss hat.
Die Polizei intervenierte nicht, da sie wegen der Universitären Autonomie nur auf den Ruf durch die Universitätsleitung das Unigelände betreten darf.
Am 8.11. in San Cristóbal bewarfen die "Studierenden" aus einer Demonstration heraus das Büro der KP mit Molotowcocktails....
Die Direktoren der Hochschulrektoren der alten öffentlichen Universitäten (Im gesamten alten öffentlichen Unisystem studieren 440.000, in dem seit 2003 neu geschaffenen System der Bolivarianischen Universität, UBV, inklusive des dezentralisierten Hochschulsystems Misión Sucre 330.000 und Hunderttausende weitere verteilen sich auf Privatunis und diverse öffentliche und private Institute) sind nahezu alle gegen die Verfassungsreform und den Transformationsprozess eingestellt.

Der Transformationsprozess verwandelt den Zugang zu Hochschulbildung in eine nicht-elitäre Angelegenheit. Neben den typisch kleinbürgerlichen Statusängsten nimmt dies den Rektoren zahlreiche Einnahmequellen. Das betrifft nicht nur die gängige Praxis des Verkaufs von Studienplätzen.
So obliegt es z.B. einer Art Hochschulrektorenverband neue Fakultäten an öffentlichen Unis zuzulassen. Da aber die meisten Rektoren Besitzer oder Teilhaber von Privatunis sind, die Juristen gegen saftige Gebühren ausbilden, wurden seit 1958 keine neuen Jurafakultäten zugelassen.
Die Verfassungsreform sieht auch vor, in den Unigremien ein Stimmenparität von Professoren, Studierenden und Beschäftigten einzuführen (bisher wiegt jede Professorenstimme wie 40
Studierendenstimmen). Eine Forderung linker Hochschulpolitik, die von den Rektoren als Angriff auf ihre Autonomie betrachtet wird.

Die Studidemos sind letztlich Teil einer Propaganda die schon seit 2006 in dieser Form geplant und durchgeführt wird. Während sich die Oppositionsparteien zurückhalten, treten die Studierenden (mit Finanzierung aus den USA, von den Parteien, von Unternehmen...) als
friedliche junge Leute präsentiert werden, die sich um die Demokratie sorgen...

Die Basisorganisationen sind allerdings auf alles vorbereitet und haben
bereits verkündet, gegen weitere Destabiliserungsversuche vorzugehen.

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